Die Hochschulbildung steht an einem Wendepunkt, geprägt durch die rasante Entwicklung Künstlicher Intelligenz (KI). Im Zentrum dieses Diskurses steht die Learning AID 2025, die vom 1. bis 3. September an der Ruhr-Universität Bochum stattfindet. Diese Fachtagung hat sich als führende Plattform im deutschsprachigen Raum für den Austausch über Learning Analytics, Artificial Intelligence und Data Mining in der Hochschulbildung etabliert.
Die vierte Ausgabe der Learning AID, organisiert vom Projekt KI:edu.nrw und gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen unter dem Dach der Digitalen Hochschule NRW, bietet eine einzigartige Gelegenheit für Wissenschaft, Politik, Unterstützungseinrichtungen sowie Lehrende und Studierende, den aktuellen Stand und die Zukunft von KI in der Lehre zu erörtern.
Brennpunkte der Learning AID 2025: KI, Learning Analytics und Data Mining
Die Learning AID 2025 konzentriert sich auf die vielfältigen Facetten der Integration von Künstlicher Intelligenz, Learning Analytics und Data Mining in die Hochschulbildung. Dies umfasst nicht nur die enormen Chancen, sondern auch die kritischen Herausforderungen und Risiken, die mit diesen Technologien einhergehen.
Die Rolle von Learning Analytics und Data Mining
Learning Analytics und Data Mining sind entscheidende Werkzeuge, um Lernprozesse transparent zu machen und evidenzbasierte Entscheidungen in der Lehre zu ermöglichen. Durch die Analyse von Lerndaten können Hochschulen individuelle Lernpfade besser unterstützen, Studienerfolge fördern und die Qualität der Lehre kontinuierlich verbessern. Die Tagung beleuchtet forschungs- und praxisorientierte Fragen zu diesen Themen und bietet Einblicke in ihre Einsatzmöglichkeiten sowie ethische Implikationen.
Generative KI: Potenzial und Herausforderungen
Ein Schwerpunkt der Konferenz liegt auf der Generativen KI und ihren Auswirkungen auf Studium und Lehre. Von der Erstellung von Lernmaterialien über die Unterstützung bei wissenschaftlichen Arbeiten bis hin zur Entwicklung neuer Prüfungsformate – generative KI-Systeme revolutionieren die Hochschuldidaktik. Es werden Wege aufgezeigt, wie diese Technologien reflektiert eingesetzt und Studierende in der Entwicklung von KI-Kompetenzen gefördert werden können, um den Anforderungen der digitalen Arbeitswelt gerecht zu werden.
Hochkarätiges Programm und prominente Gäste
Das Programm der Learning AID 2025 ist reichhaltig und interaktiv gestaltet. Es umfasst eine Mischung aus Forschungs- und Praxisbeiträgen in bis zu sieben parallelen Tracks, darunter erstmals ein englischsprachiger Track, der internationale Perspektiven eröffnet.
Internationale Keynotes und politische Impulse
Zwei internationale Keynotes prägen die Konferenz:
- Prof. Dr. Sabine Seufert von der Universität St. Gallen beleuchtet in ihrer Keynote die wechselseitige Ermöglichung von generativer KI und Learning Analytics. Sie zeigt auf, wie Prompt-Dialoge als reiche Datenquelle für Lernprozessanalysen dienen und wie Learning Analytics die Optimierung generativer KI-Systeme unterstützen können.
- Dr. Melissa Bond vom University College London gibt Einblicke in globale Trends von KI und Learning Analytics.
Ein weiteres Highlight ist die politische Podiumsdiskussion, an der unter anderem die NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes teilnimmt. Dies unterstreicht die hohe Relevanz der Konferenz für die politische Gestaltung der digitalen Hochschullandschaft in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus. Ina Brandes betonte bereits die Bedeutung von Learning Analytics und KI als Erfolgs- und Wettbewerbsfaktor, um Hochschulen für Studierende attraktiv zu machen und zum Studienerfolg beizutragen.
Interaktive Formate und Vernetzung
Neben Keynotes und Podiumsdiskussionen bietet die Learning AID 2025 zahlreiche Impulsforen, Workshops, Poster-Sessions und Demonstrationen. Diese Formate fördern den direkten Austausch und die gemeinsame Bearbeitung aktueller Themenstellungen in kleineren und größeren Gruppen. Ein neuer Community-Tag am 1. September ermöglicht es zudem verschiedenen Gemeinschaften, sich bereits vor dem offiziellen Tagungsbeginn auszutauschen und zu vernetzen.
Die Europäische KI-Verordnung und ihre Bedeutung für Hochschulen
Ein zentrales Thema, das die Konferenz unweigerlich durchziehen wird, ist die Europäische KI-Verordnung (EU AI Act). Diese Verordnung, deren erste Vorgaben bereits im Februar 2025 in Kraft getreten sind, hat weitreichende Auswirkungen auf Hochschulen und den gesamten Wissenschaftsbereich.
Rechtliche Rahmenbedingungen und Pflichten
Das vom Projekt KI:edu.nrw erstellte Rechtsgutachten bietet eine wichtige Orientierung für Bildungseinrichtungen. Es verdeutlicht, dass die KI-Verordnung auch für Hochschulen gilt, oft trotz des sogenannten Wissenschaftsprivilegs. Hochschulen müssen demnach interne Richtlinien zur Nutzung von KI entwickeln, Mitarbeitende schulen und interdisziplinäre Expertengremien einsetzen, um die verantwortungsvolle Implementierung von KI-Technologien zu gewährleisten.
Besondere Aufmerksamkeit gilt Hochrisiko-KI-Systemen, zu denen beispielsweise KI-Tools zur Bewertung von Lernergebnissen oder zur Steuerung von Lernprozessen zählen können. Für diese Systeme gelten strengere Anforderungen an Transparenz, Datenschutz und Sicherheit. Die Verordnung zielt darauf ab, menschenzentrierte und vertrauenswürdige KI zu fördern, was bedeutet, dass KI-Systeme sicher, transparent und ethisch eingesetzt werden müssen.
Förderung von KI-Kompetenz und digitaler Souveränität
Die Herausforderungen im Umgang mit der KI-Verordnung unterstreichen die Notwendigkeit, die KI-Kompetenz bei Studierenden und Lehrenden umfassend zu stärken. Hochschulen sind gefordert, Maßnahmen zur Vermittlung dieser Kompetenzen zu ergreifen und gleichzeitig die wissenschaftliche Freiheit und innovative Forschung nicht übermäßig einzuschränken.
Im Kontext der digitalen Hochschule NRW und Initiativen wie KI:edu.nrw wird auch die Bedeutung der digitalen Souveränität diskutiert. Das Land NRW fördert eine Bereitstellungsstrategie für generative KI, die sowohl den Zugang zu kommerziellen Diensten als auch die Sondierung und Erprobung von Open-Source-KI-Lösungen umfasst, um Hochschulen kurzfristigen Zugang zu leistungsstarken Systemen zu ermöglichen und gleichzeitig die digitale Souveränität in sensiblen Anwendungsfeldern zu wahren.
Fazit
Die Learning AID 2025 in Bochum ist mehr als nur eine Konferenz; sie ist ein barrierefreies Forum und eine zentrale Vernetzungsplattform für alle Akteure der Hochschulbildung, die sich mit der Gestaltung der digitalen Zukunft auseinandersetzen. Sie bietet einen tiefgehenden Einblick in die aktuellen Entwicklungen von Learning Analytics, Künstlicher Intelligenz und Data Mining und beleuchtet die entscheidende Rolle der europäischen KI-Verordnung. Durch den Austausch zwischen Forschung, Praxis und Politik werden nicht nur die Chancen und Risiken dieser Technologien diskutiert, sondern auch konkrete Wege für eine verantwortungsvolle und innovative Integration in Lehre, Forschung und Verwaltung aufgezeigt. Die Konferenz trägt maßgeblich dazu bei, die nordrhein-westfälischen Hochschulen als Vorreiter in der Anwendung und Erforschung von KI zu positionieren und eine zukunftsorientierte Hochschuldidaktik zu entwickeln, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt.
Weiterführende Quellen
https://ki-edu-nrw.ruhr-uni-bochum.de/event/learning-aid-2025/