Betriebs­rä­te fei­ern Geburts­tag: 100 Jah­re betrieb­li­che Mitbestimmung

, , ,

Heu­te vor genau einem Jahr­hun­dert, am 4. Febru­ar 1920, beka­men Arbei­ter das Recht, Betriebs­rä­te zu grün­den, beglei­tet von hef­ti­gen Aus­ein­an­der­set­zun­gen. 42 Men­schen star­ben damals bei einer Demons­tra­ti­on durch Schüs­se der Sicher­heits­po­li­zei. Die Demons­tran­ten for­der­ten das vol­le Kon­troll­recht der Arbei­ter über die Betriebs­füh­rung, also weit mehr als beschlossen.

Das Betriebs­rä­te­ge­setz blieb bis 1934 in Kraft, als die Nazis die Mit­be­stim­mung durch das Füh­rer­prin­zip ersetz­ten. Es soll­te fast 20 Jah­re dau­ern, bis das Betriebs­rä­te­ge­setz 1952 in der BRD gesetz­lich ver­an­kert wur­de. Bis heu­te gilt, in jedem Unter­neh­men mit min­des­tens fünf Arbeit­neh­mern kann ein Betriebs­rat gewählt werden.

Heu­te sind Betriebs­rä­te weit­ge­hend unum­strit­ten. Doch immer weni­ger Beschäf­tig­te wer­den von Betriebs­rä­ten ver­tre­ten. Ins­ge­samt haben in Deutsch­land von allen Unter­neh­men nur neun bis zehn Pro­zent einen Betriebs­rat. Dabei sind sie wich­ti­ger denn je.

Die Zukunft der Betriebsräte

Doch wie geht es mit den Betriebs­rä­ten bei neu­en Arbeits­for­men durch die Digi­ta­li­sie­rung wei­ter? Das Wahl­recht zum Betriebs­rat sei an ein sta­bi­les Arbeits­ver­hält­nis und das Vor­han­den­sein eines Betriebs gebun­den, sagt Nor­bert Klu­ge, Direk­tor des Insti­tuts für Mit­be­stim­mung und Unter­neh­mens­füh­rung der gewerk­schafts­na­hen Hans-Böck­ler-Stif­tung. „Wenn bei­des durch neue Arbeits­for­men ins Rut­schen gerät, dann gibt es weni­ger Ansatz­punk­te, einen Betriebs­rat zu bil­den.“ Hier sei der Gesetz­ge­ber gefordert.

Die Bun­des­re­gie­rung hat sich Kor­rek­tu­ren vor­ge­nom­men. Im Koali­ti­ons­ver­trag haben sich Uni­on und SPD ver­stän­digt, Grün­dung und Wahl von Betriebs­rä­ten zu erleich­tern. So soll für alle Betrie­be mit bis zu 100 wahl­be­rech­tig­ten Arbeit­neh­mern ein ver­ein­fach­tes Wahl­ver­fah­ren ver­pflich­tend gemacht wer­den. Einen Gesetz­ent­wurf will Arbeits­mi­nis­ter Huber­tus Heil (SPD) die­ses Jahr vorlegen.

Ich fin­de, das ist eine gute Sache – pünkt­lich zum 100. Geburtstag!

Glück­auf,
Andre­as Galatas

Ori­gi­nal-Bei­trag: https://andreas.galatas.de/blog/betriebsraete-feiern-geburtstag-100-jahre-betriebliche-mitbestimmung
Bild­rech­te Head­er­fo­to: © istockphoto.com/skynesher

Ebenfalls lesenswert

  • Kran­ken­stän­de in Deutsch­land errei­chen Rekord­hoch: KKH-Bericht 2024

    Kran­ken­stän­de in Deutsch­land errei­chen Rekord­hoch: KKH-Bericht 2024

    |

    Ein nor­ma­ler Mor­gen in einem deut­schen Büro – aber heu­te feh­len vie­le Kol­le­gen. Der Kran­ken­stand hat ein Rekord­hoch erreicht, wie die Kauf­män­ni­sche Kran­ken­kas­se (KKH) in ihrer aktu­el­len Aus­wer­tung berich­tet. Beson­ders die Atem­wegs­er­kran­kun­gen sind ver­ant­wort­lich für die­sen Anstieg. Rekord­hoch bei Krank­mel­dun­gen: Ein besorg­nis­er­re­gen­der Trend Die Zahl der Krank­heits­ta­ge am Arbeits­platz hat im ers­ten Halb­jahr 2024 einen neu­en…

  • Uni­on Bus­ting bei Lidl: Ver­di erhebt schwe­re Vor­wür­fe im Lager Herne

    Uni­on Bus­ting bei Lidl: Ver­di erhebt schwe­re Vor­wür­fe im Lager Herne

    |

    Es ist ein düs­te­rer Mor­gen im Lager von Lidl in Her­ne. Betriebs­rats­mit­glie­der betre­ten das Gelän­de mit einem mul­mi­gen Gefühl, wis­send, dass sie erneut auf Wider­stand sto­ßen könn­ten. Uni­on Bus­ting, die geziel­te Behin­de­rung und Zer­schla­gung von Gewerk­schaf­ten, ist hier kein Fremd­wort. Ver­di, die Dienst­leis­tungs­ge­werk­schaft, erhebt schwe­re Vor­wür­fe gegen den Dis­coun­ter und klagt über sys­te­ma­ti­sche Drang­sa­lie­run­gen. Doch…

  • Die Zukunft der Arbeit: Wie sich die Rol­len der Mit­ar­bei­ter durch Künst­li­che Intel­li­genz verändern

    Die Zukunft der Arbeit: Wie sich die Rol­len der Mit­ar­bei­ter durch Künst­li­che Intel­li­genz verändern

    |

    Die rasan­te Ent­wick­lung der Künst­li­chen Intel­li­genz (KI) und ande­rer Auto­ma­ti­sie­rungs­tech­no­lo­gien hat tief­grei­fen­de Aus­wir­kun­gen auf die Arbeits­welt. Die­se Tech­no­lo­gien eröff­nen neue Mög­lich­kei­ten, erfor­dern jedoch auch eine Anpas­sung der Rol­len und Fähig­kei­ten der Mit­ar­bei­ter. Wäh­rend eini­ge Beru­fe durch Auto­ma­ti­sie­rung und KI stark ver­än­dert oder sogar ersetzt wer­den, ent­ste­hen gleich­zei­tig neue Berufs­fel­der, die spe­zi­el­les tech­ni­sches Wis­sen und neue…