Die Art und Weise, wie wir arbeiten, hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert. Die Arbeit von zuhause aus, die Möglichkeit des mobilen Arbeitens und die Ausbreitung non-territorialer Bürokonzepte haben dazu geführt, dass wir heute mit einer hybriden, multilokalen Arbeitswelt konfrontiert sind.
Vor diesem Hintergrund hat das Fraunhofer-Institut für Bauphysik (ibp) in Kooperation mit der ORGATEC Messe Köln die Studie “Raumwechsel!” durchgeführt. In dieser Studie wurden verschiedene Bereiche der Multilokalität und der Dynamik neuer Arbeitswelten untersucht.
Ziel war es, herauszufinden, wie sich Arbeitsorte und ‑räume im Kontext der aktuellen Entwicklungen der Arbeitswelt verändern und wie diese Veränderungen mit den Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030 in Einklang gebracht werden können. In diesem Artikel möchten wir Ihnen die wichtigsten Ergebnisse der Studie vorstellen und einen Einblick geben, welche Auswirkungen diese Entwicklungen auf die Arbeitsorte und ‑räume haben.
Hintergrund und Ziele der Studie
Die Studie “Raumwechsel!” wurde vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP) in Zusammenarbeit mit der ORGATEC Messe Köln im Jahr 2022 durchgeführt. Ausgehend von aktuellen Entwicklungen der Arbeitswelt, wie der Etablierung des mobilen Arbeitens, der Ausbreitung non-territorialer Bürokonzepte und der zunehmenden Bedeutung von dritten Arbeitsorten, untersuchte die Studie verschiedene Aspekte von hybriden multilokalen Arbeitswelten.
Die Studie hatte zum Ziel, die Auswirkungen von Arbeitsorten auf die Leistungsfähigkeit, Zufriedenheit und das Wohlbefinden der Nutzer zu erfassen und zu bewerten. Darüber hinaus sollte die Rolle von Raumqualitäten und Multilokalität in der Arbeitswelt untersucht und ein Beitrag zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 geleistet werden.
Insgesamt wurden drei Untersuchungsbereiche erfasst: “Raumwechsel”, “Konzeptwechsel” und “Wechseltypen”. Im Bereich “Raumwechsel” wurde die Rolle von Raumqualitäten, die Präferenzen von Arbeitsorten, die Multilokalität und das “Mobile Mindset” betrachtet. Der Untersuchungsbereich “Konzeptwechsel” befasste sich mit der Verbreitung, Akzeptanz und Erfolgsfaktoren von non-territorialen Bürokonzepten. Im Bereich “Wechseltypen” wurden die Präferenzen von Arbeitsorten sowie die Rolle von Raumfaktoren bei der Entscheidung für mono- oder multilokales Arbeiten untersucht.
Methodik der Studie
Für die Durchführung der Studie wurden qualitative und quantitative Methoden angewendet. Insgesamt wurden 1.037 Teilnehmer:innen befragt, darunter Mitarbeiter:innen, Führungskräfte und Personalverantwortliche aus verschiedenen Unternehmen und Branchen.
Die Befragung fand in Form eines Online-Fragebogens statt, der verschiedene Aspekte wie Arbeitsorte, Raumqualität, Präferenzen und Einstellungen der Befragten erfasste. Zusätzlich wurden auch Experteninterviews durchgeführt, um tiefergehende Erkenntnisse zu gewinnen.
Die Datenauswertung erfolgte durch statistische Verfahren sowie qualitative Inhaltsanalyse. Dabei wurden die Ergebnisse kritisch und unter Berücksichtigung von möglichen Einflussfaktoren diskutiert und interpretiert.
Die angewandte Methodik erlaubt es, belastbare Erkenntnisse über die Erfahrungen, Bedürfnisse und Wünsche von Mitarbeitenden in hybriden multilokalen Arbeitswelten zu gewinnen, die einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung nachhaltiger Arbeitsorte und zur Umsetzung der Agenda 2030 leisten können.
Ergebnisse der Studie
Die Ergebnisse der Studie “Raumwechsel!” des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik (IBP) in Kooperation mit der ORGATEC Messe Köln im Jahr 2022 zeigen, dass die neue Arbeitswelt geprägt ist von Hybridität, Multilokalität und Dynamik. Insbesondere das mobile Arbeiten hat sich etabliert und es wurden verschiedene Funktionen von Arbeitsorten definiert.
Die Studie hat sich auch mit non-territorialen Bürokonzepten auseinandergesetzt, die sich immer stärker verbreiten. Hierbei wurde untersucht, welche Erfolgsfaktoren eine Rolle spielen und wie die Akzeptanz dieser Konzepte bei den Mitarbeitern aussieht. Es wurde festgestellt, dass dritte Arbeitsorte, wie beispielsweise Coworking Spaces, immer mehr an Bedeutung gewinnen und auch zunehmend genutzt werden.
Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass die Raumqualität, insbesondere Akustik und Raumklima, ein wichtiger Faktor für die Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiter ist. Auch die Auswirkungen der Arbeitsplatzgestaltung auf die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter wurden untersucht.
Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit und die Agenda 2030 wurde untersucht, wie sich die neuen Arbeitswelten auf die Umwelt auswirken und welche Maßnahmen ergriffen werden können, um ökologische Ziele zu erreichen. Es wurde festgestellt, dass beispielsweise durch die Nutzung von digitalen Technologien der CO2-Ausstoß reduziert werden kann, da weniger Reisen notwendig sind.
Insgesamt zeigt die Studie, dass die Arbeitswelt sich im Wandel befindet und dass neue Konzepte und Arbeitsformen, wie mobiles Arbeiten und non-territoriale Büros, an Bedeutung gewinnen. Es ist wichtig, die Raumqualität und die Auswirkungen auf die Mitarbeiter und die Umwelt im Blick zu behalten, um die Zukunft der Arbeitswelt nachhaltig zu gestalten.
Bedeutung der Studie für Nachhaltigkeit
Die Studie “Raumwechsel!” des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik (IBP) und der ORGATEC Messe Köln 2022 hat nicht nur Erkenntnisse über die Multilokalität und Dynamik neuer Arbeitswelten geliefert, sondern auch wichtige Impulse für die Nachhaltigkeit in der Arbeitswelt gegeben. Die Ergebnisse zeigen, dass die Gestaltung von Arbeitsorten und Arbeitsräumen einen entscheidenden Einfluss auf die Leistung, Zufriedenheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter hat. Insbesondere die Raumqualität, wie beispielsweise Akustik und Raumklima, beeinflusst die Attraktivität alternativer Arbeitsorte und damit auch die Nachhaltigkeit der Arbeitswelt.
Die Studie betont den dynamischen Aspekt der neuen Arbeitswelt und weist darauf hin, dass sich diese zunehmend im Wechsel zwischen primären, sekundären und dritten Arbeitsorten sowie dem virtuellen Raum entfaltet. Die Berücksichtigung dieser Dynamik in der Gestaltung von Arbeitsorten kann dazu beitragen, die Ressourcen effizienter zu nutzen und damit auch einen Beitrag zur Nachhaltigkeit der Arbeitswelt zu leisten.
Des Weiteren hat die Studie gezeigt, dass das Konzept des Desk-Sharing, welches in vielen Büros Einzug gehalten hat, von den Mitarbeitern kritisch betrachtet wird. Die Akzeptanz hängt unter anderem von Faktoren des Veränderungsprozesses und der Ausgestaltung ab. Eine sinnvolle Ausgestaltung kann dazu beitragen, Ressourcen zu sparen und somit auch einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten.
Insgesamt zeigt die Studie, dass die Gestaltung von Arbeitsorten und Arbeitsräumen eine wichtige Rolle für die Nachhaltigkeit in der Arbeitswelt spielt. Die Erkenntnisse können dazu beitragen, die Ressourcen effizienter zu nutzen, die Zufriedenheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter zu erhöhen und damit letztendlich auch die Produktivität zu steigern. Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen setzt sich für nachhaltige Entwicklung in allen Bereichen ein. Die Ergebnisse der Studie “Raumwechsel!” können somit auch dazu beitragen, die Ziele der Agenda 2030 in der Arbeitswelt zu erreichen.
Schlussfolgerungen und Empfehlungen
Die Ergebnisse der Studie “Raumwechsel!” haben gezeigt, dass die Zukunft der Arbeitswelt durch Hybridität, Multilokalität und Dynamik gekennzeichnet ist. Um diese neuen Arbeitsbedingungen nachhaltig zu gestalten, sind bestimmte Faktoren von großer Bedeutung. Eine hohe Innenraumqualität, die unter anderem durch eine angenehme Akustik und ein angenehmes Raumklima gewährleistet wird, ist ein wichtiger Faktor für Leistung, Zufriedenheit und Wohlbefinden der Nutzer und beeinflusst auch die Attraktivität alternativer Arbeitsorte.
Die Etablierung des mobilen Arbeitens, die zunehmende Bedeutung dritter Arbeitsorte und die Ausbreitung non-territorialer Bürokonzepte erfordern eine Neuausrichtung der Arbeitsplatzkonzepte und ‑gestaltung. Ein “mobile mindset” und die Schaffung flexibler Arbeitsbedingungen sind hierbei entscheidend.
Im Hinblick auf die Agenda 2030 und die Nachhaltigkeitsziele ist es wichtig, dass die Gestaltung der Arbeitswelt nicht nur ökonomischen, sondern auch sozialen und ökologischen Aspekten Rechnung trägt. Hierzu zählen beispielsweise eine nachhaltige Mobilität, eine energieeffiziente Gebäudegestaltung und ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen.
Als Empfehlungen aus der Studie lassen sich daher eine verstärkte Nutzung von Hybrid-Arbeitsmodellen und flexiblen Arbeitsplatzkonzepten, die Schaffung von attraktiven und gesunden Arbeitsumgebungen sowie die Förderung einer nachhaltigen Mobilität und Ressourcennutzung nennen. Darüber hinaus sollte eine bewusste Einbindung von Mitarbeitenden in Veränderungsprozesse erfolgen, um eine hohe Akzeptanz und Zufriedenheit zu gewährleisten.
Weitere Ressourcen
- Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU). (2016). Nachhaltigkeitsstrategie. Abrufbar unter https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Pools/Broschueren/nachhaltigkeitsstrategie_bf.pdf.
- Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP. (2022). Raumwechsel! Attraktoren und Wirkung hybrider multilokaler Arbeitswelten. Eine Studie des Fraunhofer IBP und der ORGATEC Messe Köln 2022.
- International Labour Organization (ILO). (2015). Sustainable development, decent work and green jobs. Abrufbar unter https://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/—ed_emp/—emp_ent/—ifp_seed/documents/publication/wcms_376042.pdf.
- United Nations. (2015). Resolution adopted by the General Assembly on 25 September 2015. Abrufbar unter https://www.un.org/ga/search/view_doc.asp?symbol=A/RES/70/1&Lang=E.
- United Nations. (2019). Sustainable Development Goals. Abrufbar unter https://www.un.org/sustainabledevelopment/sustainable-development-goals/.
- Zaglauer, M. (2022). Raumwechsel! Ausgangspunkt: Aktuelle Entwicklungen der Arbeitswelt. Präsentation auf der ORGATEC Messe Köln 2022.
- Direktlink zur Studie: Raumwechsel! (fraunhofer.de)